14.15 – 14.30 Uhr
Prof. Dr. Rüdiger Kißgen & Prof. Dr. Sebastian Franke
Bindungsorientierte Erziehung erfreut sich wachsender Beliebtheit – insbesondere unter dem Konzept des „Attachment Parenting“. Ausgehend von der Bindungstheorie nach Bowlby und Ainsworth zeigt der Vortrag, wie sich deren wissenschaftliche Grundlagen in einen alltagspraktischen Erziehungsstil verwandelt haben, der jedoch häufig idealisierte Vorstellungen von Elternschaft transportiert. Kritisch beleuchtet werden insbesondere die Überbetonung bestimmter Praktiken wie z. B. Langzeitstillen oder Co-Sleeping sowie mögliche Risiken für die kindliche Autonomieentwicklung, aber auch für die psychische Belastung von Eltern, insbesondere von Müttern. Der Beitrag plädiert für eine Rückbesinnung auf das eigentliche Kernprinzip der Bindungstheorie: Feinfühlige Bindungspersonen, die sowohl die Bindungs- als auch die Explorationsbedürfnisse des Kindes unterstützen und somit die Entwicklung des Kindes stärken – jenseits pädagogischer Dogmen. Ziel ist es, zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit bindungsorientierter Elternschaft beizutragen, die wissenschaftlich fundiert, aber zugleich realitätsnah, inklusiv und entlastend ist.
Kaffeepause 15.30 - 15.45 Uhr
15.45 – 16.30 Uhr
Kindheit in extrem rechten Familien. Zum Umgang mit demokratie- und menschenfeindlicher Ideologie im Kita-Kontext
Fachstelle Rechtsextremismus und Familie – RuF. (Bremen)
Rechtsextremismus ist eine zutiefst menschenfeindliche, antidemokratische und gewaltvolle Ideologie. Sie basiert auf der Annahme einer Ungleichwertigkeit von Menschengruppen und zielt auf Abwertung, Verfolgung bis hin zur Vernichtung dieser Gruppen. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass Kinder in so einer Umgebung aufwachsen. Und doch gibt es Familien, in denen extrem rechte Einstellungen vertreten und gelebt werden. Für Kinder, die in solchen Familien aufwachsen, bedeutet das mitunter massive Einschränkung in ihren Entwicklungsmöglichkeiten und eine Ideologisierung von Geburt an.
Für die Kinder- und Jugendhilfe stellt sich hier die Frage nach dem Schutz und der Umsetzung der Kinderrechte für Kinder aus extrem rechten Familien. In Kitas, kommt dazu, dass auch andere Kinder aus der Gruppe vor den Einflüssen der extrem rechten Erziehung geschützt werden müssen. Das beinhaltet den Schutz vor Diskriminierungserfahrungen in der Einrichtung, die Stärkung in ihren Rechten sowie den Schutz vor einer extrem rechten Indoktrinierung. Das stellt die pädagogischen Fachkräfte mitunter vor massive Herausforderungen.
In diesem Vortrag erhalten Sie Einblicke in das Aufwachsen von Kindern in extrem rechten Familien. Sie erfahren wann Kindeswohl eventuell gefährdet werden kann und welche Handlungsansätze helfen können, um extrem rechtem Gedankengut in der Kita zu begegnen.
16.30 – 17.15 Uhr
Transkulturell kompetentes Handeln – Anregungen für Fachkräfte in den Frühen Hilfen
Mareike Paulus – M.A. Interkulturelle Kommunikation (Deutsches Jugendinstitut. München)
Vielfalt ist ein prägendes Kennzeichen unserer Gesellschaft und spiegelt sich auch in den Lebenswelten von Familien und in den Arbeitskontexten von Fachkräften der Frühen Hilfen wider. Wie gelingt ein konstruktiver Umgang mit dieser Vielfalt in all ihren Facetten? Dazu wurde vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen das Qualifizierungsmodul „Transkulturell kompetentes Handeln in den Frühen Hilfen“ entwickelt, welches in diesem Beitrag vorgestellt werden soll. Es möchte Fachkräfte befähigen, offen und empathisch auf Familien zuzugehen und dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede und deren Einfluss auf die Begegnung zu reflektieren.
Paul Mecheril (2002) prägte für den Umgang mit kultureller Vielfalt den Begriff der „Kompetenzlosigkeitskompetenz“ – es geht eben gerade nicht darum, möglichst viel Wissen zu „anderen“ Kulturen anzuhäufen, sondern um einen kompetenten und professionellen Umgang mit Nicht-Wissen.
Transkulturelle Kompetenz beschreibt ein Bündel an Fähigkeiten, um mit Vielfalt und Uneindeutigkeit produktiv umgehen zu können. Dagmar Domenig (2018) benennt drei Säulen transkultureller Kompetenz: Hintergrundwissen/transkulturelle Erfahrungen, Selbstreflektion und narrative Empathie. Hintergrundwissen zu Kulturkonzepten, zu Rassismus und Diskriminierung, zu Intersektionalität, zu Migrationsprozessen und zu kulturell geprägten Verhaltensweisen (z.B. Kommunikation, Zeitempfinden…) können einen hilfreichen Rahmen für gegenseitiges Verständnis bieten. Wichtig ist es jedoch, die beiden anderen Säulen miteinzubeziehen: Durch Selbstreflektion ist es möglich, sich mit der eigenen kulturellen Prägung auseinanderzusetzen und anzuerkennen, dass diese nur eine Perspektive neben anderen darstellt. In jede soziale Begegnung wirken unterschiedliche Machtstrukturen hinein (Gender, Klasse, Nationalität, Alter etc.). Sich diese bewusst zu machen, kann helfen, möglicherweise bestehende Barrieren im Kontakt abzubauen. Narrative Empathie bezeichnet die Fähigkeit, offen und einfühlsam mit Familien in Kontakt zu treten und ihren Erzählungen zuzuhören.
Der Beitrag möchte Denkanstöße zur Selbstreflexion geben, theoretische Modelle vorstellen und einen kleinen Einblick in die Übungen und Methoden des Qualifizierungsmoduls bieten.
Kaffeepause 17.15 - 17.45 Uhr
17.45 – 18.30 Uhr
Risiko- und Gefährdungseinschätzung im Kontext von Inobhutnahme: Auswirkungen auf die betroffenen Kinder
Prof. Dr. Heike Wiemert (Katholische Hochschule NRW. Standort Köln)
Die Inobhutnahme gemäß §42 SGB VIII stellt eine zentrale Schutzmaßnahme der Kinder- und Jugendhilfe dar, wenn eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt. Der Prozess der Risiko- und Gefährdungseinschätzung bildet dabei die fachliche Grundlage für die Entscheidung, ein Kind vorübergehend aus seinem familiären Umfeld zu nehmen. Der Vortrag beleuchtet die methodischen und rechtlichen Rahmenbedingungen dieser Einschätzungen, diskutiert ihre Herausforderungen im professionellen Alltag und geht auf die weitreichenden psychosozialen Auswirkungen für die betroffenen Kinder ein. Insbesondere werden empirische Befunde zu Belastungen, Traumatisierungen und Chancen im Kontext der Fremdunterbringung thematisiert. Ziel ist es, ein kritisches Verständnis für die Balance zwischen Kinderschutz und Kindeswohl zu fördern und praxisnahe Impulse für eine kindzentrierte Risikoeinschätzung zu geben.
18.30 – 19.15 Uhr
„Von Leuchttürmen und Seefahrerkindern“ – Begleitung von Kindern und Bezugspersonen im Spannungsfeld zwischen Trauer und Trauma
Tita Kern – M.Sc. Psychotraumatologie (AETAS Kinderstiftung KinderKrisenIntervention. München)
Der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen, die Konfrontation mit dem Thema Suizid oder das (Mit-)erleben anderer extremer Situationen sind für Kinder und Eltern Herausforderungen, die Grenzen berühren. Im Spannungsfeld zwischen Trauer und Trauma können verlorene Sicherheit, das Infragestellen des Verständnisses der eigenen Welt, sich aufdrängende Bilder und schwierige Fragen Familien in ungewohnte und nicht selten ängstigende Situationen bringen. Dabei befinden sich Kinder entwicklungsbedingt in einer grundlegend anderen Position als Erwachsene, wenn es zu potenziell traumatisierenden Lebensereignissen kommt. Das hat vielfältige Auswirkungen für die konkrete Begleitung von Kindern und Bezugspersonen. In diesem Kurzbeitrag sollen vor dem Hintergrund aktueller psychotraumatologischer und bindungstheoretischer Erkenntnisse konkrete Empfehlungen zur Begleitung von Kindern, Bezugspersonen und Fachkräften nach Extremereignissen vorgestellt werden.
19.15 – 19.20 Uhr
Prof. Dr. Sebastian Franke
09.05 – 09.15 Uhr
Prof. Dr. Rüdiger Kißgen
09.15 – 10.00 Uhr
Untypische Entwicklung bei angeborenen oder erworbenen neurologischen Erkrankungen
Prof. apl. Dr. med. Ute Thyen (Lübeck)
Angeborene Fehlbildungen und Erkrankungen des Nervensystems gehören in der Regel zu den seltenen Erkrankungen (Auftreten < 2 / 1.000 Geburten), wobei durch die große Zahl der verschiedenen Erkrankungen insgesamt nicht wenige Kinder betroffen sind. In etwa der Hälfte der Fälle kann keine molekulare Ursache aufgeklärt werden, häufig erfolgt dann die Erkennung oder Diagnosestellung spät. Fast immer handelt es sich um Entwicklungsstörungen, die sowohl neurologische als auch psychische Symptome zeigen. Die Unterscheidung von mentalen (geistigen und psychischen) und körperlichen Gesundheitsstörungen ist aufgrund der Besonderheiten der neurobiologischen Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen besonders schwierig. In diesem Beitrag werden zunächst die entwicklungsneurologischen Grundlagen beschrieben. Anhand einiger angeborener oder früh erworbener neurologischer Erkrankungen wird dann aufgezeigt, in welch unterschiedlichem Maß dabei auch mentale Prozesse beeinträchtigt sein können, auch in Wechselwirkungen mit den sozialen Kontextfaktoren. Die Berücksichtigung dieser Aspekte spielt bei der kind- und familienorientierten Beratung und Begleitung eine wichtige Rolle. Das häufige, aber auch interindividuell sehr variabel und im Lebenslauf fluktuierende gemeinsame Auftreten von körperlichen, geistigen und psychischen Entwicklungsstörungen verlangt nach einer guten interdisziplinären Kooperation zwischen konservativer und operativer Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie sowie interprofessioneller Zusammenarbeit verschiedener therapeutischer und sozialer Fachkräfte.
Literatur
10.00 – 10.45 Uhr
Fetale Alkoholspektrumstörungen (Diagnose, Verlauf, Intervention) Heike Wolter, FÄ für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (Charité. Berlin)Die fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) sind chronische Erkrankungen, die durch den Konsum von Alkohol während der Schwangerschaft verursacht werden und mit variabler Symptomatik einhergehen, die sich aus körperlichen Fehlbildungen, Wachstumsstörungen und neuropsychologischen Beeinträchtigungen zusammensetzen. Typische Symptome umfassen charakteristische Gesichtsmerkmale, Entwicklungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten sowie kognitive und soziale Defizite. FASD stellt eine der häufigsten vermeidbaren Ursachen für eine entwicklungsneurologische Störung dar und wird häufig nicht oder fehldiagnostiziert. Eine frühzeitige Diagnose und interdisziplinäre Betreuung sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen und die Prognose zu verbessern.
Kaffeepause 10.45 - 11.00 Uhr
11.00 – 11.45 Uhr
Zwangserkrankungen und Tic-Störungen im Vorschulalter
Dr. med. univ. Veronika Mailänder-Zelger (Zentrum für Kinderpsychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik. Zürich)
Zwangserkrankungen und Tic-Störungen können bereits im Vorschulalter auftreten und beeinträchtigen nicht nur die betroffenen Kinder, sondern auch deren familiäres Umfeld erheblich. In dieser Entwicklungsphase sind Kinder besonders vulnerabel und noch nicht in der Lage, ihre inneren Erlebnisse sprachlich differenziert auszudrücken. Die Symptomatik ist daher schwer erkennbar und wird häufig als entwicklungsbedingte Eigenart missverstanden.
Zwangsstörungen äußern sich bei Vorschulkindern meist in ritualisiertem Verhalten mit dem Ziel, Unbehagen zu reduzieren, während Tic-Störungen durch unwillkürliche motorische oder vokale Tics gekennzeichnet sind. Beide Störungsbilder sind mit hoher Komorbidität verbunden, insbesondere mit ADHS und Angststörungen.
Eine frühe, differenzierte Diagnostik und der intensive Einbezug der Eltern bilden die Grundlage jeder effektiven Therapie von Tic- und Zwangsstörungen im Vorschulalter.
Bei Tic-Störungen ist ein strukturierter „watch and wait“-Ansatz angezeigt, da viele Tics selbstlimitierend verlaufen. In dieser Phase ist eine psychoedukative Begleitung der Eltern entscheidend. Eine Elterngruppe für Kinder mit einer Tic-Störung ist an der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in Planung.
Bei Zwangsstörungen gilt, je früher die Behandlung erfolgt, umso besser ist die Prognose. Die Eltern sind eine wichtige Ressource in der Behandlung ihres Kindes. Sie erfordert maßgeschneiderte Konzepte, die das kindliche Entwicklungsniveau berücksichtigen. Der Einbezug der Eltern ist im Vorschulalter essenziell, da sie nicht nur maßgeblich an der Symptomwahrnehmung beteiligt sind, sondern durch ihr Verhalten auch zur Aufrechterhaltung oder Besserung der Symptomatik beitragen können. Programme wie PCIT (Parent–Child Interaction Therapy) von Prof. Dr. Sheila Eyberg stärken die elterliche Interaktion und funktionale Reaktionsmuster im Alltag. SPACE (Supportive Parenting for Anxious Childhood Emotions) ist ein von Prof. Dr. Eli Lebowitz entwickeltes Elternprogramm, das auf die Reduktion sogenannter „family accommodation“ (elterlicher Einbindung in Zwänge oder Ängste) abzielt. Obwohl die meisten Studien Kinder im Schulalter (7–14 Jahre) untersuchen, gibt es Hinweise darauf, dass SPACE auch im Vorschulalter (3–6 Jahre) wirksam sein kann.
11.45 – 12.30 Uhr
The „trouble two“ – Ärger und Aggression als Störung
PD Dr. med. Franziska Schlensog-Schuster (Universitäre Psychiatrische Dienste. Bern)
Die Ärger- und Aggressionsstörung ist gekennzeichnet von dem gleichzeitigen Auftreten von Emotions- und Verhaltenssymptomen. Das Zentrum bildet die Störung der Emotionsregulation mit intensivem Ärger, Trotz, disruptiven Verhaltensweisen und affektiver Beteiligung. Das unreife Ich des Kindes sieht sich vor komplexen Herausforderungen, indem es einerseits die Triebwünsche des ‚Es‘ wahrnehmen und ausleben möchte, aber andererseits auch die Beziehung zu den primären Bezugspersonen und deren sozialen Forderungen erhalten möchte. Frühe und reifere Abwehrmechanismen können dem Kind helfen, eine kurzzeitige Entlastung von diesem Konflikt zu finden: 1. Projektion, 2. Externalisierung, 3. Affektumkehr oder 4. Wendung von Aggression gegen das eigene Selbst.
Der Vortrag möchte sich diesen Themen widmen und den Zuhörenden vermitteln, dass diesem Störungsbild ein hohes Risiko der subjektiven Fehlwahrnehmung (Mothander, 2016), Fehlinterpretation, negativen Zuschreibungen sowie der Abwertung und Überbewertung innewohnt. Deshalb müssen dysfunktionale Interaktionsmuster, Täter-Opfer-Dialektik, elterliche Psychopathologie (Berger et al., 2006), die Fähigkeit zur Mentalisierung und Koregulation der Eltern sowie die Aspekte des Kindeswohls im diagnostischen Prozess genau evaluiert werden.
Mittagspause 12.30 - 13.00 Uhr
13.00 – 13.45 Uhr
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Vorschulalter: Diagnostische Herausforderungen, Entwicklungsaspekte und evidenzbasierte Behandlungsansätze
Dr. Lea Teresa Kohl (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Universitätsklinikum Köln)
Die diagnostische Beurteilung einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Vorschulalter ist mit Herausforderungen verbunden. Die assoziierte klinische Leitlinie in Deutschland (AWMF-Registernummer 028-045) weist darauf hin, dass eine Diagnosestellung vor dem dritten Lebensjahr nicht erfolgen soll und auch im Alter zwischen drei und vier Jahren in der Regel nicht zuverlässig möglich ist. Früh ausgeprägte Auffälligkeiten in Form von erhöhter Ablenkbarkeit, motorischer Unruhe und Impulsivität können Hinweise auf eine beginnende ADHS sein, lassen sich in diesem Alter jedoch nur schwer von entwicklungsbedingten Normvarianten abgrenzen.
Ein Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der diagnostischen Einordnung von ADHS im Vorschulalter. Verschiedene Klassifikationssysteme (ICD-10, ICD-11, DSM-5, DC:0–5) werden hinsichtlich ihrer Relevanz für die Diagnostik in der frühen Kindheit dargestellt und differenzialdiagnostische Abgrenzungen beleuchtet. Über die Diagnostik hinaus gibt der Vortrag einen breiten Überblick über die Besonderheiten von ADHS im Vorschulalter unter Einbezug aktueller Forschungsergebnisse und klinischer Erfahrung. Im Rahmen dessen werden Befunde zu Auftretenshäufigkeiten und Verlauf präsentiert sowie evidenzbasierte Entstehungsmodelle vorgestellt, wobei die Bedeutung biologischer (einschließlich genetischer) und psychosozialer Einflussfaktoren beleuchtet wird.
Abschließend wird ein Überblick über evidenzbasierte Behandlungsansätze im Vorschulalter gegeben und Rahmenbedingungen für eine gelungene interdisziplinäre Versorgung betroffener Kinder und deren Familien über die Lebensspanne hinweg beleuchtet.
13.45 – 14.30 Uhr
Therapeutisches Vorgehen bei jungen Kindern mit einer ADHS-Diagnose
Dr. rer. medic. Dipl. Psych. Stephanie Schürmann (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Universitätsklinikum Köln)
Bei Vorschulkindern mit ADHS bzw. ADHS-Symptomen treten auch oppositionelle Verhaltensweisen häufig komorbid auf. Bei beiden Störungsbildern sind vor allem verhaltenstherapeutische Elterntrainings evidenzbasiert und die Reduktion der Symptomatik ist gut belegt.
Bei den kindzentrierten Interventionen stehen insbesondere verhaltenstherapeutische Spieltrainings im Vordergrund, welche bei Kindern indiziert sind, die eine ausgeprägte Ablenkbarkeit, Unruhe oder auch Impulsivität im Spiel zeigen, häufiger das Spiel wechseln und / oder nicht verlieren können. Beim Kind wird in der Therapie ein planvolles, intensives und ausdauerndes Spielen gefördert. So wird es dabei unterstützt, einen „Handlungsplan“ im Spiel aufzubauen und bis zum Ende dabei zu bleiben. Im Verlauf werden die Eltern angeleitet, das Spieltraining zu übernehmen und fortzuführen.
Bei dem verhaltenstherapeutischen Elterntraining geht es um ein positiv zugewandtes, konsistentes und konsequentes Erziehungsverhalten. Die Eltern werden angeleitet, die Beziehung zu ihrem Kind mittels positiver Rückmeldungen und Spaß & Spiel-Zeiten zu stärken. Es werden gemeinsam klare Familienregeln erarbeitet und überlegt, welche Situationsveränderungen sinnvoll sein können. Klare und effektive Aufforderungen sollen von den Eltern gestellt werden und positive und negative natürliche Konsequenzen werden gemeinsam entwickelt. Auf positives Verhalten des Kindes soll konsistent mit Lob und Verstärkung reagiert werden und auf negatives, unerwünschtes Verhalten sollen natürliche Konsequenzen folgen wie Wiedergutmachung, Ausschluss aus der Situation, Verstärkerentzug oder Einengung des Handlungsspielraums.
Die Grundlagen des verhaltenstherapeutischen Elterntrainings werden auch im web-basierten Elterntrainer dargestellt, der mit Unterstützung des AOK Bundesverbandes entwickelt wurde (https://adhs.aok.de/). Dieser ADHS-Elterntrainer ist frei zugänglich. Beispiele und Filme aus dem ADHS-Elterntrainer werden im Vortrag vermittelt und diskutiert.
Neben den eltern- und kindzentrierten Interventionen ist auch die Zusammenarbeit mit Erzieher:innen relevant. Die Bezugsbetreuer:innen in Kindertagesstätten werden beraten, welche Situationsveränderungen und Abläufe sinnvoll möglich sind, wie die Beziehung zum Kind gestärkt werden kann und wie positive und natürliche negative Konsequenzen zur besseren Steuerung der Kinder eingesetzt werden können.
14.30 – 14.35 Uhr
Prof. Dr. Sebastian Franke
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